Überführungstörn Südfrankreich- Sardinien

von Carmen Knöpfel (Kommentare: 0)

Törnbericht Überführung Südfrankreich - Sardinien

Skipper*in: Damian, Harry, Tamara

Crew: Andreas, Helena, Silvano, Tobias

  1. Port Saint Louis du Rhone - Nähe Marseille
  2. Port du Frioul - Insel vor Marseille
  3. Vieux Port - Hafen von Marseille
  4. Hafen von Bonifacio
  5. Bucht Cala Santa Maria
  6. Hafen Porto Cervo

Die ganze Crew hat sich im Hafen Port Saint Louis du Rhone nord-westlich von Marseille getroffen. Hier wurde das Schiff in der Werft über den Winter ausgewassert, umgebaut und das Heck verlängert. Nach der Einwasserung waren wir die erste Crew, die eine längere Strecke segeln konnte.

Am Ankunftstag haben wir die Törnplanung besprochen, die Essensplanung gemacht und einen grossen Einkauf mit dem Dinghy getätigt. Am nächsten Tag ging es nach einem gemeinsamen Frühstück morgens los, um alles auf der Vellamo auszuprobieren.

Am ersten Segeltag haben wir Manöver geübt, darunter Elsa über Board und Manöverkreise. Kurz nach Start hat Tamara ihre 1000ste Seemeile erreicht. Nach knapp 40 Seemeilen haben wir den Hafen Port du Frioul erreicht. Der Hafen liegt zwischen zwei kleinen Inseln vor der Küste Marseilles, die mit einem breiten Weg verbunden werden. Am nächsten Tag haben wir die beiden Inseln umrundet und sind dabei weitere Manöver gefahren, um für die lange Überführung bestens vorbereitet zu sein. Mitten im Herzen Marseilles im Hafen Vieux Port angekommen hatten wir Zeit, uns für die Überführung vorzubereiten. Wir konnten nicht direkt los, da der Wind zu stark angesagt war. In den folgenden Tagen konnten wir die Stadt erkunden. Ausserdem waren wir mit der Crew in einem sehr leckeren marokkanischen Restaurant essen. Da Kochen bei Seegang anstrengend werden könnte, haben wir uns dafür entschieden, schon vorher verschiedene Gerichte für die Überführung vorzubereiten. Am Nachmittag haben wir alle zusammen Gemüse geschnitten und gekocht. Vorbereitet haben wir Nudelsalat, Couscous Salat, Wraps, Ofengemüse und eine Suppe zum Aufwärmen, wenn es draussen kalt und windig ist.

Die Tage in Marseille haben wir genutzt, um theoretische Inhalte zu wiederholen. Jedes Crewmitglied hat ein oder zwei Themen vorbereitet und mit der ganzen Crew besprochen. Wir haben verschiedene Knoten wiederholt und geübt, ausserdem Lichterführung an Schiffen und Ausweichregeln besprochen. Bei Problemen mit der Technik ist es auf einer so langen Strecke, wie wir sie vor uns hatten wichtig, dass wir nachvollziehen können, wo wir sind, auch wenn die Küste nicht mehr zu sehen ist. Dafür haben wir die Navigation mit Karte und Peilung besprochen. Für den Ernstfall haben wir auch den Funk, Radar und alle weiteren Geräte besprochen.

Spätabends im historischen Hafen von Marseille haben wir die Möglichkeit genutzt, die Fock gegen die grössere Genua auszutauschen.

Am Donnerstagmorgen ging es nach sehr viel Planung endlich los auf die lange Fahrt. Die Luftlinie von Marseille bis zur Strasse von Bonifacio beträgt ca. 215 Seemeilen oder ca. 400 km.

Morgens sind wir mit bis zu 20 Knoten Wind losgesegelt und hatten für die ersten 70 Seemeilen eine Geschwindigkeit von fast 10 Knoten. Ab dann schwächte sich der Wind ab und wir sind nur noch mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 Knoten bis ans Ziel unterwegs gewesen.

Nach einigen Besprechungen mit der Crew haben wir uns für einen Schichtplan in der Nacht entschieden. Eine Schicht dauerte immer 3 Stunden, wobei man von den Vorgängern geweckt wurde und als Deckshand startete. Als Deckshand kümmert man sich um alles, was so anfällt, geht der Person am Steuer zur Hand und hilft bei Manövern. Nach einer Stunde übernahm man die Aufgabe des Navigators. Hier ist es wichtig, alle Boote in der Umgebung im Blick zu haben, um Kollisionen zu verhindern, den Track auf der Karte einzutragen, die Position und den Kurs im Blick zu haben und das Logbuch zu führen. Nach einer weiteren Stunde wurde man zum Steuermann oder zur Steuerfrau. Hier fährt man entweder nach Kurs oder nach Wind und Segelstellung. Wichtig ist eine gute Kommunikation zwischen allen an Bord. Nach der Schicht gab es jeweils eine dreistündige Pause. Tagsüber wurde dieser Plan nicht so strickt eingehalten, sondern die, die wach sind und Lust hatten übernahmen die Aufgaben.

Nachts Segeln war für die meisten neu und ungewohnt gewesen. Dank roter Lichter auf dem Schiff konnte sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnen und die Sicht war atemberaubend. Besonders schön konnten wir die Sterne und den Mond sehen. Leider war am Horizont auch die Lichtverschmutzung der französischen Grossstädte zu sehen.

Nachts wurden wir von einem Containerschiff, das sein GPS-Signal ausgeschalten hatte und auf Kollisionskurs war, in Atem gehalten.  Dazu kam ein kreisender Helikopter, der kurz die Vellamo beleuchtet hat.

Während der Überführung fuhren wir mit Gross, Genua und am liebsten mit Gennaker.

Sehr beeindruckend waren die Tiere, die wir unterwegs gesichtet haben. Neben vielen kleinen Quallen und Vögeln haben wir Delfine, eine Schildkröte und eine Haiflosse gesehen.

Unterwegs haben wir einen Rettungsring und einen Luftballon gefunden und geborgen.

Trotz aller Vorbereitungen lief nicht alles glatt. Nachts hat uns ein Stromausfall der Hausbatterie überrascht, glücklicherweise konnten wir das Problem schnell unterwegs beheben.

Nach 55 Stunden und 280 Seemeilen sind wir am Samstagnachmittag im Hafen von Bonifacio, Korsika angekommen.

Nach der wunderschönen Einfahrt in den Hafen zwischen hohen Klippen und bei Sonnenschein haben wir alles nachbereitet und waren anschliessend in einem kleinen lokalen Restaurant essen.

Den nächsten Morgen haben wir genutzt, um Hafenmanöver mit Mooringline zu üben und sind dann in eine Bucht in der Nähe von Sardinien gefahren. Die Bucht Cala Santa Maria ist perfekt zum Baden, Stand-up-paddeln und mit dem Dinghy an den Sandstrand fahren. Nach der langen und kräftezehrenden Überfahrt war es wie im Paradies allein in der Bucht mit türkisblauem Wasser zu ankern.

Unseren letzten Schlag aus der Bucht Cala Santa Maria in den Hafen von Porto Cervo haben wir genutzt, um nochmals MOB-Manöver zu üben und den Code-0 zu setzen. Ausserdem haben wir eine Pause in einer Bucht von der Isola Rossa gemacht und eine verlotterte Festungsanlage aus dem ersten Weltkrieg erkundet.

Wir haben einige Tage in Porto Cervo verbracht, da der Mistral zu stark war, um weiter zu segeln. Die Zeit konnten wir nutzen, um letzte Reparaturen an der Vellamo für die startende Saison vorzunehmen. Ein grosses Projekt war die Reparatur des Schwertes, da wir unterwegs einen Baumstamm gerammt hatten. Und weitere Projekte an der unzuverlässigen Backbord-Heizung sowie dem neuen Steuerbord WC und diversen anderen Abschlussarbeiten des Heckumbaus.

Wir hatten zwei sehr schöne Wochen, konnten alle Segel hissen und haben eine deutlich bessere Performance nach Umbau des Hecks festgestellt.

In den zwei Wochen haben wir viele spannende Erfahrungen gesammelt und eine super Zeit mit tollen Menschen verbracht.

Wir möchten uns ausdrücklich bei unseren Skippern Damian, Harry und Tamara für die gut gelungene Vorbereitung des Törns, sichere Überfahrt und die schöne Segelzeit zusammen bedanken.

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